Was für ein Bienenjahr

Der Frustrationslevel war in 2021 sehr hoch, wobei die Übellaunigkeit mittlerweile verflog und wir uns auf das kommende Jahr freuen. Wir sind felsenfest davon überzeugt, im kommenden Jahr wird Alles besser (Running Gag in der Imkerschaft) und es wird auch wieder Honig geben. Damit will ich nicht ausdrücken, dass es in 2021 keinen Honig gab, nur der Aufwand der betrieben werden musste, um das flüssige Gold zu ernten schlug dem Fass förmlich den Boden aus.

Doch von vorne erzählt. Die Volksentwicklung im Februar und März war überdurchschnittlich gut. Bereits Mitte Februar bei Temperaturen um die 15° schiedeten wir die Völker ein und konnten dabei vorangeschrittene Brutaktivität feststellen, trotz der sehr kalten Wetterperiode in den Vortagen von bis zu -17°. Futterreserven waren ausreichend eingelagert, so dass die Völker bis Mitte April genügend Treibstoff zur Verfügung hatten. Das Wetter war Anfang April ebenfalls zufriedenstellend, im Vergleich zu den Vorjahren hatten die Böden genügend Feuchtigkeit und auch die sommerlichen Wärmetage blieben aus. Die Vegetation entwickelte sich sehr vielsprechend, die Vorzeichen standen auf eine erfolgreiche Frühjahrsernte. Aber dann… Das Wetter, ab Mitte April, kaum Sonne, Regen, kalte Nord- und Ostwinde. Nur an wenigen Tagen flogen die Bienen aus um Pollen und Nektar zu sammeln. Die Tracht die eingefahren wurde, wurde auch postwendend von den Völkern verbraten. Anfang Mai dann der absolute Tiefpunkt. Die Völker die wir in die Rapstracht brachten, zeigten laut Stockwaage seit Tagen Gewichtsabnahmen an, so dass wir gezwungen waren unsere Völker zu füttern. Und die Fütterung erfolgte keinen Tag zu früh! Erst die letzten drei – fünf Tage der Rapstracht brachte etwas Nektar in die Honigräume. Bei den Völker die in der Obstblüte standen das ähnliche Drama, nur die Völker in den wirklich windgeschützten und sonnigen Lagen, ließen eine „normale“ Honigernte zu. Parallel dazu hatten wir noch in höheren Lagen Völker im Raps stehen, dort sah es dann Gott lob etwas anders aus, da Ende Mai endlich die erforderlichen Temperaturen vorherrschten. Lange Rede kurzer Sinn, die Frühjahrsernte war im Vergleich zu den Aufwänden unterunterdurchschnittlich.

Zadantvolk beim Auswintern im Februar, wo zum Geier setzt man hier das Schied ?

Die Anwanderung in den Akazienwald stand auch unter keinem guten Stern. Unser Ziel war es an dem Abend der Abfahrt gegen 23:00 Uhr die Völker auf den Hänger verzurrt zu haben und ins 400Km entfernte Brandenburg aufzubrechen. Letztendlich verzögerte sich aufgrund logistischer Probleme (wenn Probleme, dann aber knüppeldick!) die Abfahrt um fünf Stunden. Um vier Uhr morgens fuhren wir erst los und ich war bereits seit 22 Stunden ohne Schlaf…. Imkerromantik? Von wegen… Knochenjob! Gegen 09:00 Uhr erreichten wir dann unser Ziel, hundemüde aber sicher angekommen. Beim Aufstellen der Bienenböcke dann das nächste Chaos (uns wurde ein neuer Standort zugewiesen), der Boden war so weich, die Böcke sackten der Reihe nach ab. Also mussten wir erneut improvisieren, aufgeben ist keine Option, obwohl ich schon dran dachte abzubrechen, irgendwann ist einfach genug (dementsprechend laut wurde ich dann auch das eine oder andere Mal)! Um 13:30 Uhr hatten wir es endlich geschafft, die Völker standen sicher, die Fluglöcher waren offen, die ersten Bienen kamen bereits mit Pollenhöschen zurück. Mittlerweile war ich bei 31,5 Stunden ohne Schlaf angekommen, Außentemperaturen um die 30° und fix und fertig! Der Rückmarsch war dann noch geprägt von einem Stau, um 18:00 Uhr erreichte ich dann die Heimat. Ich duschte mich kurz, meine Lady bereitete das Essen vor und während ich mir die Gabel in den Mund schob, schlief ich ein….. Wahnsinn was für ein Tripp, wird aber in der Form unvergesslich bleiben. Mein Dank an meinen Dad, der sich mit 76 Jahren das noch antut (freiwillig). Die Akazienernte sorgte dann für den seelischen Ausgleich. Wir holten eine Zwischentracht und unser Ziel war es drei Tage später die Völker aus Brandenburg abzuziehen (die Robinien waren bereits verblüht). Jedoch zeigte die Stockwaage weiterhin Zunahmen um die 3 Kg pro Tag an. Im Vergleich zu unseren fränkischen Trachtgebieten ein paradiesischer Zustand. Bei uns fiel die Waldtracht komplett aus. Sommerblüten und Lindenblüten waren zwar reichlich vorhanden, jedoch auch zur Hauptracht…. Regen, Regen, Regen. Die heimische Sommerblütenausbeute ging auch Richtung katastrophal! Wie bereits erwähnt die Lange Standzeit in Brandenburg brachte den nötigen Erfolg!

Manchmal muss man auch Glück haben! Bei einem Unwetter fiel der Baum direkt neben das Waagevolk, ohne irgendetwas zu beschädigen. Zwar erhielt ich eine Alarm- SMS von meiner Waage und zugegeben, ich war dann etwas Nervös (Diebstahl/ Schwarmabgang etc…????), die Nervosität war aber unbegründet. Gott lob habe ich immer eine Säge im Transporter 🙂

Genug gejammert, auch in 2021/2022 können wir Honig anbieten nur leider keinen Waldhonig, ansonsten ist alles wie gewohnt verfügbar, ob wir damit aber über die Runden kommen steht auf einen anderem Blatt, wir werden sehen. Honig zukaufen und unter dem eigenen Label vermarkten ist für uns keine Option…. so ein Zukauf ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man bekommt (frei nach Forest Gump) 😀

Ganz anders stellten sich die Königinnenvermehrung und die Begattungsergebnisse dar. Bereits die Zellenannahme bis zur Verdeckelung war überdurchschnittlich gut. Natürlich war dies nicht ohne entsprechende Vorbereitung möglich. So wurden für meine ca. 150 gezogenen Königinnen ca. 30kg Honig für die Aufzucht benötigt. Die Anbrüter wurden bereits Tage vor dem einbringen der Zuchtlatten gefüttert und bekamen auch eine Larvenserie als Test. Für die tatsächliche Zucht wählte ich dann nur die Anbrüter aus, welche mindestens 90% der Testlarven anzogen. Aufgrund der äußerlichen mißerablen Aufzuchtbedingungen habe ich dieses Jahr für die Zellenversorgung erstmalig aus dem Frühjahr gewonnenen Pollen in Honigwasser aufgelöst und bei Einbringung der Zuchtlatte verfüttert. Die Fütterung hielt ich dann bis zur Zellenverdeckelung aufrecht. Für die kommenden Jahre wird die Vorgehensweise in Routine übergehen, die Larven schwammen förmlich in Gelee Royale, dementsprechend schöne und kräftige Königinnen kamen zu Stande. Wie sagt ein mir bekannter Züchterkollege….. Zucht kostet, in der Tat!

Wunderschöne Zellen aus einem Anbrüter nach Bruder Adam, auch nicht schlecht.

Auch hat sich erneut die Königinnenaufzucht im Miniplus bewährt. Nur für absolute Sonderfälle bzw. als eventuelles Backup werde ich noch Honigraumanbrüter erstellen. Für 2022 habe ich mir des weiteren vorgenommen die Anzucht in weiselrichtige Minis anzugehen. Speziell dafür habe ich im Spätsommer Miniplusüberwinterungseinheiten mit zweijährigen Königinnen gebaut. Die Damen gehen dann 2022 in die dritte Saison, wenn die Völker keine Zellen anziehen, dann weiß ich auch nicht mehr. Natürlich wird es eine schwierige Aufgabe werden den idealen Zeitpunkt zu finden, bzw. den für die Anzucht notwendigen Zeitpunkt zu schieben, aber auch dafür habe ich bereits so meine Ideen, mal sehen ob es gelingt. Begattungstechnisch habe ich in 2021 ein kleines Experiment vorgenommen. Erstmalig nahm ich wenige Begattungseinheiten mit auf Wanderung. In der Regel stehen in dem von mir angewanderten Trachtgebieten zwischen 25 – 30 meiner Topvölker, dementsprechend hoch ist auch der Drohendruck für eine hoffentlich schöne erfolgreiche Standbegattung, so zumindest die Idee. Was soll ich sagen, ein voller Erfolg! Das Begattungsergebnis lag bei 100%, späte Umweiselungen nicht feststellbar. Auch zeigen die Bienen der Königinnen so gut wie keine „Fehlfarben“ und die Überwinterungseinheiten die diese Damen aufbauten sind auch vielversprechend. Jedoch kein Vorteil ohne Nachteil, die Einheiten müssen umgehend nach der Begattung raus aus dem Trachtgebiet, ansonsten verhonigen die Einheiten vom Schrecklichsten, evtl. lässt sich die Aktion ja dann mit einer Zwischenernte verbinden? Auch diese Erfahrung würde ich gerne in Serie geben, wenn nur nicht der mangelnde Platz bei den An- und Abwanderungen im Fahrzeuggespann vorherrschen würde. Lange Rede kurzer Sinn, eine neue Form „meiner“ Standbegattung.

Die Spätsommeraktivitäten, bzw. Einwinterungsaktionen. Auch 2021 haben wir die Völker im brutfreien Stadium behandelt/ saniert. Es wurden Kunstschwärme erstellt mit einhergehenden Umweislungen. Erstmalig habe ich eine größere Anzahl von Völker über Bannwaben (zwei Brutraum- Rähmchen) in einen brutfreien Status geholt, um dann mit Oxsalsäure zu entmilben. Ich wollte einen Vergleich ermitteln zwischen den Brutentnahmevölkern und den Bannwabenvölkern bzgl. der Volksstärke im Winter. Mein bisheriges Fazit, die Aufwände die Völker zu entmilben sind ähnlich, nur die Aktivitäten bzw. Zeitpunkte verschieben sich. Auch bei den Volksstärken konnte bis Dato kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Ich bin mir nicht sicher wie ich 2022 verfahren werde, der große Nachteil des Bannwabenverfahrens ist die hohe Anzahl (gemessen an der Völkerzahl) von verdeckelten Butwaben die zeitnah zu entsorgen sind. Der Vorteil, die im Frühjahr eingebrachten Mittelwände als Randwaben sind für eine weitere Saison locker nutzbar, da die Waben bereits ausgebaut, Brutfrei und mit Pollen- und Futterreserven versehen sind, die im Gegensatz zu den Brutentnahmevölkern nicht eingebracht bzw. für den zusätzlichen Wabenausbau verfüttert werden müssen. Entscheidend ist jedoch die Milbenbelastung, um ein Gefühl dafür zu bekommen erfolgte Ende Oktober eine Befallskontrolle. Zwischen beiden Testreihen waren kaum Unterschiede auszumachen. Tendenziell zeigten die Brutentnahmevölker etwas höheren Milbenfall, was aus meiner Sicht logisch erscheint, da die Völker früher im Spätsommer erstellt wurden und demnach früher brutfrei waren, dementsprechend gingen die Völker natürlich auch früher in Brut. Bedeutet zwangsläufig, auch die Milben hatten ca. eine Generation mehr Zeit sich zu vermehren. Dennoch keine Völker der Testreihen benötigten Ende Oktober eine Zwischenentmilbung. Unabhängig davon bin ich mir nicht sicher ob ich das Bannwabenverfahren aus ethischen Gründen weiterhin anwenden werde. So viele Lebewesen vernichten, da blutet mir einfach das Herz! Auch an der Front bleibt es spannend. Scalvini- Käfige kommen nur noch bei Völkern zum Einsatz die definitiv im Nachgang umzuweiseln sind. Meine Erfahrung zu den Scalvinis, die Königinnen die im Scalvini einen Brutzyklus ausharren müssen, kommen nicht mehr annähernd auf die „Beine“, betreffend der „Nutzung“ als Trachtvölker im Folgejahr.

Richtig dicke Bienenmasse, bereits mit Oxalsäure besprüht. Dazu noch eine junge Königin (natürlich im Ausfresskäfig) und ein nahezu milbenfreies Volk entsteht.

Endlich Winter 🙂 Mittlerweile kehrte eine gewisse Ruhe ein. Die Herbstarbeiten (Auskochen, Material sortieren, Material nachbestellen etc.) sind erledigt, auch gönnten wir uns einen 14 tägigen Urlaub. Die Energie für die anstehenden Winteraktivitäten (u.a. Beutenbau *kopfschüttel*) kehrt zurück und natürlich macht man sich auch so seine Gedanken wie es war und wie es weitergeht. Während der Hauptsaison (wenn man auf dem Zahnfleisch daher kommt) stellt man sich schon das eine oder andere mal die Frage, warum und weshalb zum Geier betreibt man den ganzen Wahnsinn…. ich habe bis heute keine Antwort gefunden, außer dass ein „Aufhören“ zumindest im Moment unmöglich erscheint. Meine Absicht (gesundheitsbedingt) im Herbst 2020, die kommenden Jahre zu reduzieren und die Imkerei auslaufen zu lassen, habe ich zwangsläufig über Bord gehen lassen. Zwangsläufig? Zum einem ist die Gesundheit wieder hergestellt, zum anderen ist die Völkeranzahl erneut gewachsen. Aber was will man machen, wenn keine Völker verenden, Königinnen in rauen Mengen zur Verfügung stehen und der innere Antrieb vorhanden ist, ja nichts zu übersehen/ zu verwerfen? Dann erscheint es als wäre diese Leidenschaft eine endlos Spirale. Aber eines ist klar, man wird nicht jünger und wir werden uns zukünftig „anders“ aufstellen, wie immer das dann aussehen wird.

In diesem Sinne wünschen wir euch/ Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Ich hoffe wir sehen uns.